Standortförderung

Carolina Müller-Möhl im Einsatz


Sie managt nicht nur erfolgreich  ein Single Family Office, sondern engagiert sich mit ihrer Stiftung auch für gesellschaftspolitische Themen.


Philos der Freund.

Ánthrōpos, der Mensch. Philanthropie ist somit die griechische Bezeichnung für menschenfreundliches Denken. Heute wird das Tun, der Einsatz für den Menschen und die Gesellschaft aber oft mit Wohltätigkeit umschrieben und trifft damit in den Augen von Carolina Müller-Möhl nicht den Kern. Die Zürcherin sieht sich nämlich nicht als Täterin, sondern als engagierte Bürgerin, die ihren Beitrag zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft leistet. «Ich möchte etwas bewegen, mich einmischen und für die Werte kämpfen, die mir wichtig erscheinen», sagt sie selber. «Zudem erachte ich es als meine Pflicht als Bürgerin und als jemand, der privilegierter ist als viele andere, mit meinem Wissen, meinem Netzwerk und meinem persönlichen (Zeit-)Einsatz diejenigen Anliegen zu fördern und zu unterstützen, die es brauchen und die wichtig sind für unser Land.» Und so ist CMM, wie sie kurz und prägnant ihre Mails unterschreibt, eine der einflussreichsten Frauen der Schweiz. Sie ist Investorin, Verwaltungsrätin, Gründerin, Präsidentin und Philanthropin. Am Ende ist sie aber auch schlicht und einfach der Mensch Carolina Müller-Möhl. Und der ist unprätentiös, sympathisch und genauso aufgeregt vor einer Podiumsansprache, wie wir es sind. Und sie freut sich ebenso wie jeder andere darüber, wenn ein von ihr organisierter Event oder angestossenes Projekt gelingt.



Weitsicht


Um ihrem gesellschaftspolitischen Engagement einen strukturierten Rahmen zu geben, hat die Mutter eines Sohnes im Jahr 2012 die Müller-Möhl Foundation (mmf) gegründet. Im Fokus der Stiftung stehen die Themen Bildung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Stärkung des Wirtschafts- und Stiftungsstandortes Schweiz. Ihr selber liegt dabei besonders die Bildung am Herzen, ist sie doch letztendlich auch Basis für die anderen beiden Bereiche. «Wir sind eine Wissensgesellschaft, ganz besonders in der Schweiz. Bildung ist unser wertvollster Rohstoff», erklärt Carolina Müller-Möhl, die selber politische Wissenschaften, Geschichte und Recht studiert hat. «Das beginnt mit der frühkindlichen Bildung, die nach Erkenntnis von vielen Studien einen essenziellen Beitrag dazu leistet, dass eine junge Generation heranwächst, die den Herausforderungen einer komplexen Gesellschaft und Wirtschaft gewachsen ist. Hier gibt es dringenden Handlungsbedarf.» Und so ruft sie aktiv ihre Umgebung und die Öffentlichkeit in Interviews, Kolumnen, Buchbeiträgen sowie bei Roundtable-Gesprächen und Veranstaltungen dazu auf, den Wert der Bildung und deren fundamentale Bedeutung zu erkennen und sich dafür einzusetzen. Neben der Lancierung des Schweizer Schulpreises, mit dem in diesem Dezember zum ersten Mal vorbildliche pädagogische Leistungen ausgezeichnet wurden, konnte sie jüngst auch zusammen mit dem Department of Economics und der Excellence Foundation Zurich eine Podiumsdiskussion zum Thema «Wem gehört die Bildung?» initiieren. Neben bekannten Wirtschafts-, Wissenschafts- und Politikgrössen wie Urs Rohner, Ernst Fehr, Christa Markwalder und Jürgen Oelkers kam dabei auch der Autor Richard David Precht zu Wort. Mit seinem Buch «Anna, die Schule und der liebe Gott» und seiner klaren Positionierung, dass das bestehende Bildungssystem ausgedient hat, hat der Philosoph der Bildungsdebatte neuen Schwung gebracht und spricht sich wie Carolina Müller-Möhl dafür aus, dass es heute nicht mehr reicht, faktisches Wissen zu vermitteln. Vielmehr geht es darum, den Umgang mit den zur Verfügung stehenden Daten, Fakten und Know-how zu lehren: «Heute geht es vielmehr um das Vernetzen und Interpretieren von Wissen. Statt auswendig zu lernen, muss richtig kombiniert werden, damit Neues entstehen kann.»



Übersicht


Potenzial nutzen und durch den eigenen Beitrag, das persönliche Engagement aus Bestehendem oder der jeweiligen Situation das Beste machen, dafür steht CMM. Das hat sie selber bereits in vielen Situationen bewiesen, nicht zuletzt als sie im Jahr 2000 nach dem Unfalltod ihres Mannes die Verantwortung für ein verworrenes Unternehmens- und

Beteiligungskonglomerat übernahm.

Daher leistet die Müller-Möhl Foundation in einigen Fällen auch finanzielle Unterstützung, doch ist diese unter dem unternehmerischen Aspekt und als reine Anschubfinanzierung zu sehen. Es wird ausschliesslich in innovative Projekte investiert, die sich langfristig selber tragen und nachhaltig sind. Die Philanthropin möchte Anstoss und Möglichkeiten zur Verwirklichung von Ideen geben. «Es ist mir früh mitgegeben worden, dass man ein besseres Leben hat, wenn man es selbst in die Hände nimmt und etwas unternimmt. Ich bin gerne gefordert und übernehme gerne Verantwortung», erklärt sie.

Finanziert wird die Stiftung durch die Müller-Möhl Group (MMG). Das Single Familiy Office beschäftigt sich mit Finanz- und strategischen Beteiligungen und steht unter einem fünfköpfigen Vorstand. Carolina Müller-Möhl selber hält den Vorsitz, sieht sich aber damit nicht als «allmächtige Figur an der Spitze, die alles bestimmt». Sie selber staunt vielmehr immer wieder über die verzerrte Darstellung in den Medien über Entscheidungsfindungen und Veränderungsprozessen in Unternehmen: «Ohne die Partizipation der wichtigsten Meinungsträger und des Teams läuft gar nichts. Das gilt im Kleinen bei mir wie auch im Grossen. Am Ende sind das Team, das Ineinandergreifen von verschiedenen Talenten wie auch der achtsame Umgang miteinander matchentscheidend.»



Aussicht


Für 2014 ist die Agenda schon jetzt gut gefüllt, und zwar die von CMM, mmf und auch der MMG. «Die Stiftung ist in rund 25 Projekte involviert. Zudem werden wir wieder einen grossen mmf- Event durchführen und Roundtables veranstalten. Ergänzt wird dies durch Reden, Studien, Kolumnen und Buchbeiträge», sagt die Unternehmerin. «Ich freue ich mich sehr darauf, wieder einiges bewegen zu können.» Dass dabei kaum bis keine Zeit für sie selbst bleibt, kommentiert sie mit den Worten: «Ich bin ja noch jung …» Und das ist sie wirklich. Mit ihren 45 Jahren gehört sie auf jeden Fall zu den Junioren im Kreise der internationalen Philanthropinnen, sodass ihr noch viel Zeit bleibt, engagiert aus voller Überzeugung und mit Leidenschaft ihre Ziele zu erreichen, neue zu definieren und andere zum Mitmachen zu motivieren.