Vereinbarkeit Beruf und Familie

Philanthropie ist weiblich


Philanthropie bedeutet nicht einfach Geld geben, sondern den Mut haben, die Verantwortung für die Förderung gesellschaftlicher Anliegen persönlich zu übernehmen, nicht nur in Bezug auf deren Finanzierung, sondern vor allem bei der Suche nach nachhaltigen Modellen für die Lösung von Problemen.

Heute werden in der Schweiz 45 Prozent der neuen Stiftungen von Frauen errichtet.1 Ihre Herkunft ist sehr unterschiedlich: Unternehmerinnen, Autorinnen, Richterinnen und Hausfrauen mit einem starken Willen und einer treibenden Kraft, aktuelle gesellschaftliche Veränderungen voranzutreiben. Anlässlich einer kürzlich in Zürich veranstalteten Konferenz wies der ehemalige deutsche Aussenminister Joschka Fischer darauf hin, dass die jetzige grosse Krise all jenen Chancen biete, die fähig sind, «auf der Welle der Veränderung zu reiten». Deshalb denke ich, dass die weibliche Philanthropie diese Krise in vollem Bewusstsein wahrnimmt und dass jetzt die Möglichkeit da ist, mit strukturellen Veränderungen auf das gesellschaftliche Gewebe einzuwirken.


Sinn stiften durch Stiftungen


In den USA geniesst die weibliche Philanthropie breite Anerkennung. Es gibt Universitätsinstitute, die sich nur mit dieser Materie befassen. Das Women’s Philanthropy Institute an der Indiana University etwa hat mit wegweisenden Studien, Publikationen und Programmen internationale Reputation und Bedeutung erlangt. In Deutschland haben sich 2001 neun Philanthropinnen zusammengetan und «filia. die frauenstiftung» gegründet. Sie wählten das progressive Modell einer Gemeinschaftsstiftung, die zum Mitmachen einlädt. Im April 2012 sind bereits 58 Stifterinnen und zahlreiche Spenderinnen involviert, um Frauenprojekte weltweit zu unterstützen. Filia ist seit Gründung ebenfalls Mitglied im International Network of Women’s Funds (INWF). Gremienfrauen und Geschäftsstelle arbeiten mit Begeisterung und viel Energie daran, die gesellschaftlichen Bedingungen für Frauen und Mädchen weltweit zu verändern. «Change, not charity – Verwandeln Sie Ihr Geld, um Frauen zu stärken und damit die Welt im Interesse von Frauen und Mädchen positiv zu verändern», lautet die Botschaft der Stiftung. Es wäre aber falsch zu denken, dass den Mäzeninnen nur weibliche Themen am Herzen liegen. Meine Erfahrung zeigt, dass sie oft stark an allen so genannten schwierigen Themenbereichen interessiert sind (Integration, Arbeitslosigkeit, multikultureller Dialog). Frauen sind mithin die treibende Kraft der Veränderung, das trifft auf weite Teile unserer Gesellschaft zu und spiegelt sich auch in der Stiftungsarbeit.



Die neuen Philanthropinnen


Zunächst: Spenden mit Herz und Verstand ist harte Arbeit. Das gilt auch für die Philanthropinnen, wie einige Beispiele aus der Schweiz und aus Deutschland zeigen.