Vereinbarkeit Beruf und Familie

12 Fragen an… Aline Trede


1. Was war Ihr Traumberuf, also sie Kind waren?


Ärztin. Mit Einsätzen in Krisengebieten, natürlich. Würde ich mir heute nicht mehr zutrauen.


2. Was war Ihre erste politische Handlung – und wann?


Ich habe immer schon ein sehr umweltschützendes Verhalten an den Tag gelegt, schon als Kind. Meiner Grossmutter habe ich immer das Wasser abgestellt, wenn sie es unnötig laufen liess. Aber meine erste bewusste politische Aktion war bei der Nicht- Wahl von Christiane Brunner zur Bundesrätin. Da hab ich zum ersten Mal an einer Demo teilgenommen – ich war in der 5. Klasse.


3. Was mögen Sie an der Schweizer Politik?


Dass die Bundespräsidentin mit dem Bus zur Arbeit fährt. Dass Bundesräte ohne Bodyguards durch die Berner Altstadt spazieren können. Dass sich die Bevölkerung über Initiativen direkt in die Politik einmischen kann. Dass Parlamentsentscheide durch Referenden wieder gekippt werden können.


4. Mit welcher berühmten Persönlichkeit (ob noch am leben oder nicht) würden Sie gerne abendessen – und warum?


Mit der deutschen Bundespräsidentin Angela Merkel. Weil sie jedem Karriereklischee widerspricht und trotzdem einer der mächtigsten Menschen auf dieser Welt ist. Und ich stelle mir vor, sie hat einen guten Humor, das Abendessen wäre sicher ein lustiger Anlass.


5. Was war bisher Ihr glüclichster Tag als Politikerin?


Der Tag der Einreichung der Stopp-Offroader-Initiative. Im Nationalrat: Mein erstes Geschäft, welches ich unerwartet gewann: Die Rückweisung der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes an den Bundesrat. Das war ein grosser Sieg für die Grundrechte.


6. Was sind die Vor- und Nachteile Ihres Berufs?


Das nationale Parlament ist nicht familienfreundlich. Durch die Unregelmässigkeit der Sessionen, der Kommissionen, der Medienarbeit ist der Alltag schwierig planbar und logistisch oftmals eine Herausforderung. Auch würde ich manchmal gerne einfach auf den Markt einkaufen gehen, ohne dass mir jede zweite Person sagt, was ich nun politisch noch tun soll oder was sie gut fand oder einfach nur, dass sie mich denn schon erkannt hat. Vorteile gibt es viele. Ich habe das Gefühl, wirklich etwas für die Schweiz, die Umwelt, die Gesellschaft tun zu können, ich nehme Rückmeldungen oder Anmerkungen aus der Bevölkerung ernst und versuche, sie in meine Politik einfliessen zu lassen.


7. Welche drei Probleme sollte die Politik unverzüglich anpacken?


Die Wichtigkeit von Menschen- und Grundrechten muss unbedingt wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt werden. Also eine Initiative gegen das Vergessen. Es muss uns bewusst bleiben, was wir diesen Rechten zu verdanken haben. Klare und verbindliche Klimaziele. Wenn die Weltbevölkerung und vor allem die industrialisierten Länder so weiter leben, leidet dieser Planet Erde weiter und wir schlussendlich auch. Für mich ist es unverständlich, dass die Menschen nicht den Willen haben, ihre eigene Lebensgrundlage zu schützen. Gleichstellung, und zwar in allen Belangen. Sei es bei der Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau oder dem nicht vorhandenen Eherecht zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. In diesen gesellschaftsliberalen Fragen könnte die Schweiz wirklich einen Zacken zulegen.


8. Welche Länder haben Sie bereist, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben – und warum?


Rumänien hat sicher einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ein Land, welches voll im Aufbruch ist und vom Westen zum Teil gut, zum Teil negativ beeinflusst wird. Ich war dort mit dem Zug unterwegs – also die EU würde besser mehr in den öffentlichen Verkehr investieren als in die Autobahn.


9. Sie haben einen Wunsch frei. Was wünschen Sie sich für die Schweiz?


Eine offene Gesellschaft – vor allem auch nach dem Attentat in Paris. Populistische Meinungsmache auf Kosten von Minderheiten ist Gift für die Schweiz. Ich würde mir wünschen, dass dies aufhört und kein Thema mehr ist.


10. Was interessiert und bewegt die jungen Leute von heute?


Wenn ich mit Jungen Kontakt habe, merke ich immer, dass ihr eigener Alltag so vollgestopft ist mit Lehre, Schulabschluss, Jobsuche etc., dass sie sich oftmals um nicht noch mehr kümmern können, wie zum Beispiel Politik. Ich glaube, sie bräuchten einfach mehr Zeit und Musse, weniger Druck und mehr Freiheit zum Denken.


11. Was raten Sie dem Berufsnachwuchs?


Es braucht Junge in der Politik, unbedingt! Junge Leute sind nach wie vor extrem untervertreten im nationalen Parlament, vor allem im Ständerat. Und wenn ich sehe, wie viele Geschäfte ich mit anderen jungen PolitikerInnen aus anderen Fraktionen auf einer ganz anderen Ebene bearbeiten kann, bin ich überzeugt, dass mehr Junge in der Politik dem System in der Schweiz sehr gut tun würden und die gesellschaftlichen Fragen viel moderner diskutiert werden könnten.


12. Welches Buch liegt gerade auf Ihrem Nachttisch?


Weil ein #Aufschrei nicht reicht. Für einen Feminismus von heute. (Anne Wizorek)