Vereinbarkeit Beruf und Familie

12 Fragen an…Susanne Leutenegger Oberholzer

1. WAS WAR IHR TRAUMBERUF, ALS SIE KIND WAREN?

Lokomotivführerin – klingt abgedroschen, trifft aber zu.

2. WAS WAR IHRE ERSTE POLITISCHE HANDLUNG – UND WANN?

Ein Vortragüber das damals noch fehlende Frauenstimmrecht an der Bündner Kantonsschule.

3. WAS MÖGEN SIE AN DER SCHWEIZER POLITIK?

Die Kleinräumigkeit, die den direkten Kontakt auf allen Staatsebenen sichert. Den  Pragmatismus, der neben seiner Trägheit sehr rasche Anpassungen ermöglicht. Die Berge, die immer neue Erfahrungen und Erkenntnisse bringen.

4. MIT WELCHER BERÜHMTEN PERSÖNLICHKEIT (OB NOCH AM LEBEN ODER NICHT) WÜRDEN SIE GERNE ABENDESSEN UND WARUM?

Rosa Luxemburg, weil sie als politische Frau für mich immer ein Fixpunkt war.

5. WAS WAR BISHER IHR GLÜCKLICHSTER TAG ALS POLITIKERIN?

Wenn man in der Politik das Glück sucht, ist man am falschen Ort. Politik war für mich immer Kampf, Grosseinsatz und das berühmte Bohren dicker Bretter nach einem Zitat von Max Weber.

6. WAS SIND DIE VOR- UND NACHTEILE IHRES BERUFS?

Ist Politikerin ein Beruf? Vorteile:Man kann sich gegen politische Missstände direkt selber engagieren und muss nicht stumm zu Hause die berühmte Faust im Sack ballen. Nachteile: Im Schweizer Milizparlament sind es die ungenügende administrative Unterstützung bei der Arbeit und die sehr ungleiche Mittelverteilung der verschiedenen Parteien.

7. WELCHE DREI PROBLEME SOLLTE DIE POLITIK UNVERZÜGLICH ANPACKEN?

Die Verwirklichung des ökologischen Umbaus, die Durchsetzung der Rechte der Frauen in allen gesellschaftlichen Belangen, den Kampf gegen Armut und soziale Ungerechtigkeit hier und weltweit.

8. WELCHE LÄNDER HABEN SIE BEREIST, DIE EINEN BLEIBENDEN EINDRUCK HINTERLASSEN HABEN – UND WARUM?

In den USA waren es die grossen Widersprüche: in der Gesellschaft, Politik und der Geografie. In Afrika hat einiges einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Wie zum Beispiel das Licht, die Armut, die vom Kolonialismus hinterlassenen, schwer zu überwindenden Schäden, die Ausbeutung des an Rohstoffen so reichen Kontinents. Viele Staaten in Europa beeindrucken mich sehr, da sie mir immer von Neuem den Reichtum unserer vielfältigen Kultur zeigen.

9. SIE HABEN EINEN WUNSCH FREI. WAS WÜNSCHEN SIE SICH FÜR DIE SCHWEIZ?

Die Erkenntnis, dass die Schweiz nicht als reiche, abgeschottete Insel eine Zukunft hat, sondern nur als Staat, der in der Solidarität und im Austausch mit den anderen Staaten lebt und sich für die Weiterentwicklung Europas engagiert.

10. WAS INTERESSIERT UND BEWEGT DIE JUNGEN LEUTE VON HEUTE?

Ich denke, es sind: die Sicherung einer lebenswerten Zukunft, Frieden und Gerechtigkeit.

11. WAS RATEN SIE DEM BERUFSNACHWUCHS?

Das Wesentliche ist eine solide Ausbildung.

12. WELCHES BUCH LIEGT GERADE AUF IHREM NACHTTISCH?

Geburtstagsgeschenke von Freundinnen: Tony Judt, Timothy Snyder: Nachdenken über das 20. Jahrhundert, Robert Seethaler: Ein ganzes Leben.