Bildung

Jugendlohn – Umgang mit Geld früh gelernt

Jugendliche in der Schweiz werden früh mit Konsum und Konsumwünschen konfrontiert. Wie sie und Eltern damit umgehen, kann wegweisend sein für das ganze spätere Leben der jungen Leute. Jugendlohn® ist ein von Schuldenpräventionsfachleuten empfohlenes Modell, mit dem Jugendliche einen Teil ihrer Lebenskosten selbstverantwortlich finanzieren. Dadurch lernen sie mit Geld umzugehen und mit einem beschränkten Budget auszukommen. Das zeigt auch eine erste Evaluation des Jugendlohns. Im Auftrag der Schuldenberatung Aargau – Solothurn (mit finanzieller Unterstützung von Swisslos Kanton Aargau) und der Müller-Möhl Foundation führte das Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit eine mehrstufige Befragung mit Eltern durch, die über teils langjährige Erfahrung mit dem Jugendlohn verfügen.


Heute veröffentlicht die Eidgenössische Kommission für Kinder und Jugendfragen (EKKJ) den Bericht „Selbstbestimmt oder manipuliert? Kinder und Jugendliche als kompetente Konsumenten“ zu ihrem Projektschwerpunkt „Kinder, Jugendliche und Konsum“. Die Expertenbeiträge beschäftigen sich mit den verschiedenen Möglichkeiten, wie Kinder und Jugendliche im Umgang mit Geld und Konsum gestärkt werden können. Wie lernen Kinder und Jugendliche einen überlegten Umgang mit Geld und Konsum? Dieser und anderen Fragen geht der Bericht der EKKJ nach und zeigt mit Fakten, Analysen  und Praxisbeispielen Handlungsmöglichkeiten auf, wie Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu einem überlegten Konsumverhalten unterstützt werden können.


Selbstbestimmung und Finanzkompetenz


Als eine der präventiven Möglichkeiten nennt die EKKJ den Jugendlohn. Dieses vom Psychologen und Familientherapeuten Urs Abt in den 1970er Jahren entwickelte Erziehungsmodell hat sich inzwischen bei Schuldenpräventionsstellen im Bereich der Gelderziehung von Jugendlichen etabliert. Jugendlohn ist heute eine geschützte Marke. Das Prinzip ist einfach: Jugendliche erhalten von ihren Eltern – empfohlen wird der Beginn mit 12 Jahren – einen monatlich fixen Geldbetrag zur eigenen Verwaltung. Mit diesem bezahlen sie die mit den Eltern vereinbarten eigenen Lebenskosten, die die Familie auch sonst finanzieren würde.

Zum Jugendlohn gehören notwendige Lebenskosten wie Kleider, Coiffeur, Velo, Handy, Sport, aber auch ein Freibetrag für Konsumwünsche (Taschengeld).

So lernen Jugendliche notwendige Anschaffungen und Konsumwünsche gegeneinander abzuwägen und mit einem limitierten Geldbetrag auszukommen. Da sich der Jugendlohn nach dem Budget und dem Lebensstandard der Eltern richtet, ist das Modell flexibel anwendbar und eignet sich für Familien aller Einkommensklassen.


Im Auftrag der Schuldenberatung Aargau-Solothurn und der Müller-Möhl Foundation hat das Kompetenzzentrum Prävention und Gesundheit der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit den Jugendlohn evaluiert. Die retrospektive Elternbefragung zeigt, wie der Jugendlohn präventiv gegen Verschuldung wirkt. Jugendliche lernen weitsichtig und planend mit Geld umzugehen. Sie erfahren, dass sie ihre finanziellen Verantwortungsbereiche erfolgreich einteilen können – ein wichtiger Punkt in der Schuldenprävention. In den Familien fördert der Jugendlohn zudem Gespräche über Geld und Konsum, deren schuldenpräventive Relevanz ebenfalls nachgewiesen ist.

Der Bericht zeigt, wie und ob der Jugendlohn funktioniert. Wünschbar wären für die Zukunft eine vertiefte Analyse und Ergebnisse über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren, die nicht nur auf retrospektiven Einschätzungen, sondern auf prospektiven empirischen Beobachtungen beruhen  sowie eine Befragung der Jugendlichen, die Jugendlohn bezogen hatten.


Wahrnehmen, wertschätzen und unterstützen


Der Jugendlohn belastet das familiäre Budget meist weniger als das klassische Taschengeld und die „Hohle-Hand-Finanzierung“. Die befragten Eltern bezeichnen im Bericht den Jugendlohn als grosse Entlastung, „Ich finde es eine ganz brillante Idee, dass die Kinder relativ früh lernen, mit Geld umzugehen. Ich denke, sie sind so weitaus weniger gefährdet in eine Verschuldung hineinzukommen, weil sie einfach gelernt haben: was ich habe, das kann ich ausgeben und was ich nicht habe, das habe  ich nicht“, sagt eine befragte Mutter.

Eltern entscheiden sich für einen Jugendlohn, weil sie ihrem Kind den Umgang mit Geld beibringen und ihm Selbstständigkeit vermitteln wollen. Zentral ist die Bereitschaft, den Kindern Verantwortung zu übergeben: „Eltern trauen den Kindern ein bisschen zu wenig zu, dass sie das können [Geld selber einteilen]“, sagt ein Elternteil. Der Jugendlohn ist also nicht nur ein präventives Instrument gegen Verschuldung, sondern auch ein symbolischer Ausdruck der Eltern, dass sie ihre Kinder während der Entwicklung zum Erwachsenen wahrnehmen, wertschätzen und unterstützen. „Ich sehe, dass sie [die Kinder] bewusster kaufen, bewusster konsumieren. Sie überlegen sich, was sie brauchen und was sie nicht brauchen, was nötig ist, und ob sie sich auch einmal etwas Schönes leisten“, resümiert eine Mutter.



Verein will das Modell verbreiten


Um das Modell Jugendlohn weiter in der Schweiz bekannt zu machen, gründeten sein Entwickler Urs Abt, die Müller-Möhl Foundation, die Schuldenberatung Aargau- Solothurn, die Elternbildung CH, die Stiftung Pro Juventute und die Schuldenprävention der Stadt Zürich einen Verein, dem bereits weitere Institutionen beigetreten sind. Informationen und Hilfsmittel für die Einführung des Jugendlohns sowie Kontaktadressen des Vereins und für Referate finden sich auf der neuen Webseite

www.jugendlohn.ch

.