Bildung

Stärken kennen – Potenziale entfalten



Schulen, Schulleiter, Lehrer und Schüler haben viele Hürden zu meistern. Erfreulicherweise wissen viele mit den Herausforderungen umzugehen. Sie nutzen ihre Stärken und entfalten ihr Potenzial. Diese Qualitäten sollen in unserer Gesellschaft bekannter werden. Der Schweizer Schulpreis tut das.

„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“, twitterte die 17-jährige Schülerin Naina aus Köln im Januar. Innerhalb weniger Tage wurde die Nachricht auf Twitter zehntausendfach geteilt. Schulen stehen in der Kritik, die Kinder ungenügend auf das Alltagsleben vorzubereiten. Gleichzeitig ist die Bildung seit einiger Zeit tief greifenden Veränderungen unterworfen. Globalisierung und Digitalisierung beeinflussen den Berufsalltag und somit die Anforderungen an Schulen. Das Verständnis von Lernen verändert sich hin zu individueller Förderung und neue Kompetenzen gewinnen an Bedeutung.

Wie können Schulen bei all diesen Umwälzungen ihren Bildungsauftrag noch erfüllen, und wie können sie den damit einhergehenden Erwartungen der Schüler, Eltern, der Politik und der Wirtschaft gerecht werden? Erfreulich ist, dass viele Schulen wissen mit den Herausforderungen umzugehen, denn auch für Schulen gilt: nur wer seine Stärken kennt, kann sein Potenzial entfalten.


SCHULEN IM UMBRUCH

Die westlichen Bildungssysteme haben ihren Ursprung in der industriellen Revolution. Sie wurden geschaffen, um der Industrie die nötigen Arbeitskräfte zu liefern. Die heutige Zeit aber stellt neue Anforderungen an Schulen und Schüler. Neue Ideen und Konzepte sind deshalb gefragt. Der englische Bildungsexperte Ken Robinson etwa fordert statt die reine Wissensvermittlung das Erlernen von „Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert“. Dazu zählen die Kompetenzen vernünftig, selbst bestimmt und verantwortlich in einer komplexen Welt agieren zu können. Der kanadische Bildungsexperte Michael Fullan plädiert für „Deep Learning“. Gemeint ist damit eine Pädagogik, die sich auf die vier akademischen Fähigkeiten des kritischen Denkens, Kreativität, Kommunikation und Zusammenarbeit konzentriert sowie persönliche Eigenschaften von Schülern wie etwa Ausdauer oder Belastbarkeit fördert und ihnen bürgerliches Engagement vermittelt. Der deutsche Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht fordert sogar eine Bildungsrevolution. „Unsere Schulen müssen völlig anders werden als bisher“, schreibt Precht in seinem Buch „Anna, die Schule und der liebe Gott. Der Verrat des Bildungssystems an unseren Kindern“. Unser Bildungssystem muss keine Revolution erfahren, sollte sich aber den Umständen anpassen. Deshalb ist die Wandlungsfähigkeit von Schulen als Stärke zu verstehen – nicht als Gefahr.

Bei all den en Forderungen n im Raum aus der Theorie  darf das  wichtisgste nicht vergessen werden, bei allen Forderungen aus der Theorie im Raum das das wichtigste nicht vergessen werden – in der Praxis heisst dasumzusetzen haben es die Praktiker:

Damit Schulen ihr Potenzial entfalten, sind sie auf ihr Personal angewiesen.

Lehrer sind Motivatoren, Mentoren, Innovatoren und Vorbilder zugleich. Mit ihnen steht und fällt die Qualität des Bildungssystems. Leider sind Status und Attraktivität ihres Berufes ins Schwanken geraten. Dies gilt es zu korrigieren. Lehrer haben heute viele Hürden zu meistern. Eine davon sieht Ken Robinson in den Regeln, denen sich die Lehrer zu beugen haben. „Sie unterdrücken ihre Kreativität“, schreibt er. Freiheiten in einem regulatorischen Umfeld sind also nötig.

Zum Personal gehören aber nicht nur Lehrer, sondern auch Schulleiter. Sie sind für das Funktionieren ihrer Schule verantwortlich, so dass genügend Freiraum für die pädagogische Arbeit gegeben ist und die Schulen die Veränderung auch organisatorisch und administrativ meistern können. Gemäss Michael Fullan muss ein Direktor aber nicht nur „Change Leader“ und „Change Agent“ sein. Er sollte auch die Verbindung zu anderen Schulen suchen und Netzwerke aufbauen.


WÜRDIGEN UND SICHTBAR MACHEN

Individualisiertes und kompetenzorientiertes Lernen, kreative und motivierte Lehrer und Schulleiter sowie die Bereitschaft sich stetig weiter zu entwickeln sind Qualitäten, die bereits heute in vielen Schweizer Schulen zu finden sind. Um diese Arbeit zu würdigen und diese Stärken in der Gesellschaft bekannt zu machen, hat der Verein Forum Bildung gemeinsam mit über 80 namhaften Experten aus Praxis, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik 2012 den Schweizer Schulpreis lanciert. Die Auszeichnung will Schulen nicht nur wertschätzen und durch die Anerkennung ihrer Leistungen andere inspirieren. Der Schweizer Schulpreis will Schulen auch untereinander vernetzen. „Die Bewerbung an sich war eine lohnenswerte Erfahrung. Dadurch sind wir in den Austausch mit anderen Schulen gekommen. Dieses Netzwerk ist wertvoll“, sagt Frido Koch. Er ist Schulleiter der Oberstufenschule Wädenswil, die 2013 den Schulpreis für die gesamte Schulentwicklung erhalten hat. Wenn sich Schulen also dem Wettbewerb stellen, sich durch den Prozess der Bewerbung selber reflektieren und sich von einer Jury bewerten lassen, dann werden sie sich ihren Stärken und Schwächen bewusster. Der Schweizer Schulpreis als Chance Potenziale zu entfalten.

Mit dem Schweizer Schulpreis 2015 zeichnet der Verein Forum Bildung zum zweiten Mal Schulen für ihr überdurchschnittliches Engagement sowie für die Gestaltung herausragender Prozesse und Resultate im Umgang mit schulischen beziehungsweise pädagogischen Herausforderungen aus. Obligatorische Schulen und Schulen Sekundarstufe II können sich bis am 17. April 2015 anmelden.

Mehr Infos finden Sie unter:

www.schweizerschulpreis.ch