Standortförderung

8. Wirtschaftssymposium Aargau


Abstract des Referats von Carolina Müller-Möhl am 8. Wirtschaftssymposium Aargau


«Unternehmen haben die Kraft, Gutes zu tun.»


(Anita Roddick, Gründerin Body Shop)

Ob Unternehmen «gut» sind und einen sinnvollen Beitrag zum Wohlergehen der gesamten Gesellschaft leisten, lässt sich nicht von der fundamentalen philosophischen Frage trennen, ob der Mensch «gut» ist. Denn Unternehmen sind keine abstrakten Gebilde, sie werden von Menschen geprägt und sie differenzieren sich durch Menschen. Im Guten wie im Schlechten.

Was aber ist «gut» in einem unternehmerischen Kontext? Genügt der utilitaristische Ansatz von Milton Friedmann, der 1970 in einem Beitrag in der New York Times schrieb: «The social responsibility of business is to increase profits»?

Dass Unternehmen, die profitabel wirtschaften, einen positiven volkswirtschaftlichen Beitrag an die Gesellschaft leisten, Werte und Arbeitsplätze schaffen, ist unbestritten. Aber genügt dies, um der unternehmerischen Sozialverantwortung im 21. Jahrhundert gerecht zu werden? Die Frage kann mit einem klaren «Nein» beantwortet werden.

In einer Welt, in der Unternehmen eine immer entscheidendere Rolle spielen, wenn es um die Lösung globaler Probleme geht, die von der Politik allein nicht mehr bewältigt werden können, lassen sich vier konstituierende Faktoren für verantwortungsbewusstes unternehmerisches Handeln identifizieren:

Gewinnerzielung, eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie (Corporate (Social) Responsibility), die geeigneten staatlichen Rahmenbedingungen und eine motivierende Unternehmenskultur. Eine moderne, sozialverantwortliche Unternehmensführung muss nicht nur die wirtschaftlichen Erwartungen der wichtigsten Stakeholder erfüllen, sondern auch den rechtlichen Erwartungen von Bürgern und Behörden und den ethischen und philanthropischen Anliegen der Zivilgesellschaft und ihren Organisationen genügen.

Im Zentrum der Debatte stehen heute die Begriffe, Corporate Social Responsibility, Corporate Citizenship und Corporate Philanthropy. Alle diese Begriffe beschreiben die Tatsache, dass sich langfristig die Interessen der Unternehmen mit den Bedürfnissen der Gesellschaft decken müssen. Diese Überzeugung bahnt sich immer mehr einen Weg auch in grossen Unternehmen wie Nestlé, Google oder Geberit. Sie wurden inspiriert durch Pioniere, wie Anita Roddick, die in ihren Body Shops nur Produkte verkaufte, die ausschliesslich aus natürlichen Ingredienzien bestanden und ohne Tierversuche getestet wurden.

Um dies zu ermöglichen, braucht es ausser der sozialverantwortlichen Überzeugung der Unternehmen und der Unternehmer aber auch eine liberale Gesellschaftsordnung, die Raum schafft, damit Menschen ihre individuellen Vorstellungen von «Gutsein» realisieren können. «Freiheit ist die Voraussetzung dafür, dass wir die Möglichkeit haben, uns moralisch zu verhalten», beschrieb Immanuel Kant die essentielle Rolle des liberalen Rechtsstaates.

Unternehmerische Sozialverantwortung kann aber nicht top down bestimmt werden, sie muss von den Mitarbeitenden mit Überzeugung mitgetragen werden. Die Sinnhaftigkeit einer Arbeit ist entscheidend für die Motivation eines Teams und für seine Bereitschaft sozialverantwortlich zu handeln. Die Hauptverantwortung des Managements liegt also nicht mehr allein in der Gewinnerzielung, sondern auch darin, für unternehmerische Werte einzustehen, die mit den persönlichen Wertvorstellungen der Mitarbeitenden, die wir rekrutieren und motivieren wollen, übereinstimmen.

Damit dies gelingt sind Eltern genauso gefragt, wie Lehrer und Vorgesetzte. Denn die Kinder von heute, sind die Leader von morgen. Ihnen müssen Werte wie Eigenverantwortung, Ehrlichkeit, Vertrauen, Respekt, Loyalität, Toleranz, Diversität und Solidarität nicht nur vermittelt, sondern vorgelebt werden. Als CEO müssen wir Standards und Menschenrechte einhalten und als Mitarbeiter darauf achten, dass die Handlungen, die unsere Arbeit erfordern, stets rechtskonform und umweltverträglich sind. Nur so, wenn jeder einzelne seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt, können Unternehmen als solches „gut“ sein.

Unternehmen, bestehend aus Unternehmer und Mitarbeiter, tragen zusammenfassend also nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine moralische Verantwortung, damit sie dem Anspruch gerecht werden können, den Immanuel Kant so formuliert hat: «Handle stets so, dass die Maxime Deiner Tätigkeit jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte.»