Katastrophen-Klima


In ihrer Kolumne thematisiert Carolina Müller-Möhl den Klimawandel und setzt sich mit Massnahmen auseinander, die ein zukünftiges „Katastrophen-Klima“ möglichst verhindern sollen.

Kürzlich war ich auf Bildungsreise in Grönland, gemeinsam mit den Young Global Leaders und Alumni vom World Economic Forum. Thema: Klimawandel. Gleich vorweg: Das weite ewige Eis war atemberaubend! Ewiges Eis? Fragezeichen. Ich dachte, ich sei eigentlich ganz gut gerüstet für diese Reise. Warme Kleidung war mit im Gepäck. Zudem waren mir die wichtigsten Fakten und Prognosen über die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung weitgehend bekannt. Während mir die Kälte dank guter Ausrüstung nichts anhaben konnte, hatte ich mich beim Thema Klimawandel jedoch verschätzt. Der wissenschaftliche Expeditionsleiter hatte uns die Komplexität des Themas, die wahrscheinlichen Szenarien und die schwierige Schadensminderung drastisch veranschaulicht. Das lässt mich trotz der spätsommerlichen Temperaturen hierzulande noch immer frösteln. Denn der Klimawandel und seine Folgen kommen viel schneller und heftiger, als mir bewusst war.

Darum gibt es für mich beim Thema Klimawandel nur eine Meinung: Es gibt ihn! Er wird katastrophale Auswirkungen für uns alle haben, selbst wenn wir heute weltweit beginnen, Emissionen zu reduzieren.

Flora, Fauna und Landschaft verändern sich. Extreme Wetterlagen sind an der Tagesordnung. Küstenstädte wie Venedig und Miami Beach werden versinken. Hunger, Armut, Krankheit, Konflikte

und Migrationsbewegungen in ungeahntem Masse zunehmen. Aber wann? Mit wissenschaftlichem Blick auf den Klimawandel ist klar: Wir werden es noch erleben, wenn die ersten verheerenden

Entwicklungen eintreten.

Wir haben uns in Grönland gefragt, was man tun kann. Vor allem drei Initiativen der Teilnehmenden der Expedition sind meiner Meinung nach sehr wirkungsvoll: Die von Lisa Witter mitgegründete Plattform Apolitical vernetzt Regierungen, die etwas für den Klimaschutz tun wollen, und streut Best-Practise-Beispiele rund um den Globus. Assaf Harlap setzt sich beim Importunternehmen Colmobil dafür ein, dass vermehrt Elektrofahrzeuge unter die Leute kommen. Und bei Share Action berät Catherine Howarth Pensionskassen, die in den Klimaschutz investieren wollen. Denn dort gibt es viel Kapital mit möglicher Hebelwirkung. Apropos investieren: Social Investments für den Klimaschutz gehören in das Portfolio eines jeden Finanzunternehmens. Und das gilt auch für mein eigenes Unternehmen. Die Investitionsmöglichkeiten sind vielfältig. Auch bei uns gibt es mit Blue Orchard ein herausragendes Beispiel. Mein Büro von morgen ist hoffentlich weitgehend papierlos und der Katalog für ein Elektroauto bestellt.

Trotz alledem ist klar: Selbst wenn jeder Schweizer fortan nur noch Velo fährt, so fällt dieser Beitrag löblichen Klimaschutzes weltweit kaum ins Gewicht. Wenn aber jeder Chinese vom Velo auf das Auto umsteigt, dann wird das zu einem gewaltigen Problem.

In Grönland haben wir ein Planspiel gemacht. Vertreter von Entwicklungsländern, Schwellenländern und entwickelten Ländern formulierten die eigenen Interessen mit Blick auf den Klimaschutz. Das Ergebnis: Das Wenige, auf das wir uns nach stundenlangen Diskussionen geeinigt hatten, hätte fast nichts zum Klimaschutz beigetragen. Nicht anders sieht es bei den internationalen Klimakonferenzen aus. Daher müssen die Massnahmen einfacher und radikaler sein. Eine von Forschern immer wieder eingebrachte Forderung lautet: Die Emissionen von Treibhausgasen müssen weltweit gesetzlich sanktioniert werden. Durch die Einnahmen werden gleichzeitig Alternativen in der Energiegewinnung bereitgestellt.


Die Kolumne ist am 12. September 2018 in der

annabelle

erschienen.