Standortförderung

Unternehmertum kann man nicht lernen


Frau Müller-Möhl, Sie haben als Jurypräsidentin gestern drei Jungunternehmern den Swiss Economic Award verliehen.


Was haben die Preisträger gemeinsam?

Es sind Menschen, Jungunternehmer, die den Mut haben, trotz Krisenzeiten neue Unternehmen zu gründen. Die den Durchhaltewillen haben, frech sind, auch unkonventionell vorgehen. Sie investieren ihre Zeit und Kapital und gehen dabei ein grosses Risiko ein. Was mir in diesem Jahr besonders aufgefallen ist, dass die neun Finalisten alle schon sehr internationaler denken, Sie überlegen sich, wie bereite ich den Markteintritt in andere Länder vor.


Was war Ihr Favorit?

Das ist schwierig. Für mich ist klar, dass nicht nur die drei Gewinner einen Preis verdient haben.


Wie stark ist eigentlich die Jungunternehmerszene in der Schweiz?

Die Schweizer Szene unterscheidet sich sehr stark etwa von den USA, wo die jungen Menschen schon in der Schule motiviert werden, unternehmerische Risiken einzugehen. Ganz anders die Situation in der Schweiz. Hier sind die Rahmenbedingungen, um ein Jungunternehmen zu gründen, nicht schlecht. Aber unsere mentalen Rahmenbedingungen, wie wir denken, sind ganz anders. Wir gehen weniger risikofreudig vor im Berufsleben.


Mehr Unternehmer braucht das Land?

Ja, aber das muss schon in der Schule stärker eingeimpft werden. Es genügt nicht, nur in Universitäten zu investieren, sondern es muss schon viel früher anfangen bei der frühkindlichen Bildung. Verschiedene Studien zeigen, dass die Investitionen in diesem Alter am sinnvollsten sind.


Kann man Unternehmertum lernen?

Nein, ich glaube nicht, dass man das wirklich lernen kann. Man kann es stimulieren, initiieren. Indem man jungen Menschen mit auf den Weg gibt, dass es nicht nur das Angestelltenverhältnis gibt. Und dass es durchaus spannend sein kann und Spass machen, Unternehmer zu sein.


Was ist eigentlich ein Unternehmer?

Unternehmer ist derjenige, der nicht angestellt ist. Das muss nicht ein Patron alter Schule sein, der 100 Prozent seines Geldes in ein Unternehmen steckt. Es ist aber sicher jemand, der selbstverantwortlich auf eigenes Risiko handelt.


Investieren Sie mit ihrem Unternehmen auch in Jungunternehmer?

Ja das machen wir auch, teilweise auch gemeinsam mit anderen Family Office’s. Die Müller-Möhl Group ist allerdings diversifiziert investiert. Private Equity ist da nur ein Teil.


Wie nehmen Sie die Stimmung am Swiss Economic Forum wahr?

Wenn wir uns am Motto des diesjährigen Anlasses orientieren «Stärken stärken», dann herrscht unter den Teilnehmern die Meinung, dass wir in der Schweiz die Rahmenbedingungen stärken müssen. Das heisst, in Infrastruktur, Bildung und Innovation zu investieren.


Und die Eurokrise?

Wie belastet diese die Unternehmer? Es ist vielmehr eine Strukturkrise, die wir haben. Aber jede Krise bietet auch Chancen.